Spezialfall Ultraschallsonden & Nadelführungen – hygienisch anspruchsvoller als gedacht
Ultraschallsonden sind aus der Diagnostik nicht mehr wegzudenken – und auch Nadelführungen kommen bei interventionellen Verfahren zunehmend zum Einsatz. Doch gerade hier zeigen sich im Praxisalltag viele Graubereiche – denn: Nicht jede Sonde ist gleich, nicht jeder Einsatz erlaubt dieselbe Aufbereitung.
Ultraschallsonden: Je nach Anwendung – unterschiedliche Hygieneanforderungen
Sondentyp |
Klassifikation |
Beispielhafte Anwendung |
Aufbereitung |
Transabdominal |
Unkritisch* |
Abdomen-, Gefäßdiagnostik |
Wischdesinfektion ausreichend¹ / mit Nadelführung ggf. semikritisch² |
Endokavitär |
Semikritisch B |
Vaginal- oder Rektalschall |
Reinigung + chemische Desinfektion |
Intraoperative Sonden |
Kritisch |
z. B. während laparoskopischer Eingriffe |
Reinigung + Sterilisation |
¹ Warum Wischdesinfektion ausreichend ist: Transabdominale Ultraschallsonden haben ausschließlich Kontakt zur intakten Haut und gelten daher als unkritische Medizinprodukte. Laut RKI- und KRINKO-Empfehlung genügt hier eine oberflächliche Wischdesinfektion mit einem VAH-gelisteten Mittel, sofern keine Kontamination mit potenziell infektiösem Material vorliegt. Wichtig ist, dass die Oberfläche vollständig benetzt wird und die Einwirkzeit gemäß Herstellerangabe eingehalten wird.
² Hinweis bei Nadelführungen: Sobald die transabdominal eingesetzte Sonde mit einer Nadelführung kombiniert wird (z. B. für Punktionen oder Biopsien), ändert sich die Risikobewertung. Der Einsatz wird dann als semikritisch B eingestuft, da ein potenzieller Kontakt mit verletzter Haut, Punktionskanälen oder infektiösem Material besteht. In diesem Fall ist eine Reinigung und validierte Desinfektion der Sonde erforderlich.
Die RKI-Empfehlung stuft endokavitär eingesetzte Sonden (z. B. Vaginal- oder Prostataeinsätze) als semikritisch B ein – d. h., sie müssen mit einem validierten Verfahren aufbereitet werden. Das heißt:
- Reinigung mit geeignetem Reinigungsmittel,
- chemische oder thermische Desinfektion,
- idealerweise automatisiert,
- plus dokumentierte Freigabe.
Wichtig: Reine Wischdesinfektion reicht hier nicht aus, auch wenn sie in der Praxis immer noch häufig (fälschlich) genutzt wird.
Nadelführungen: Klein, unauffällig – aber nicht unkritisch
Nadelführungssysteme wie z. B. von CIVCO kommen häufig in Kontakt mit:
- kontaminierter Haut,
- desinfizierter Schleimhaut (z. B. in der Endosonografie),
- oder potenziell infiziertem Gewebe (z. B. bei Punktionen, Drainagen, Biopsien).
Je nach Typ sind sie entweder Einmalartikel (→ sachgerechte Entsorgung) oder mehrfach verwendbar – in letzterem Fall gelten die gleichen Anforderungen wie bei semikritischen Medizinprodukten:
- Herstellerangaben zur Aufbereitungspflicht beachten
- In der Regel: manuelle oder maschinelle Reinigung, danach chemische Desinfektion
- Bei invasivem Einsatz ggf. auch Sterilisation erforderlich
- Chargendokumentation und Sichtprüfung vor Wiedereinsatz
Achtung: Kunststoffgeführte Nadelsysteme dürfen nicht beliebig desinfiziert oder sterilisiert werden. Hier ist die kompatible Methode entscheidend – der Hersteller gibt dazu klare Empfehlungen, z. B. zur Anwendung von Enzymreinigern oder UV-C-basierten Verfahren mit Validierung.
Typische Praxisfehler – und wie man sie vermeidet
❌ „Die Sonde wird ja nur mit Kondom verwendet – reicht doch ein Wisch.“
→ Falsch. Sondenschutzhüllen sind kein steriler Barriereschutz und können mikroperforiert sein. Die Sonde gilt als kontaminiert.
❌ „Das Zubehörteil ist doch klein – das wasch ich schnell per Hand.“
→ Falsch. Auch kleine Führungen müssen mit validierten Verfahren aufbereitet werden – sonst droht Haftung bei Infektionsfällen.
❌ „Wir haben gar keine Anleitung zur Aufbereitung gefunden.“
→ Problematisch. Ohne dokumentierte Aufbereitungsanweisung des Herstellers darf das Produkt nicht eingesetzt werden – weder rechtlich noch hygienisch.
Empfehlungen aus der Praxis
- Aufbereitungsanleitungen immer mitführen (digital oder ausgedruckt)
- Herstellerunterlagen mit dem Hygienemanagement abstimmen
- Produkte so wählen, dass sie zur vorhandenen Aufbereitungstechnik passen
(z. B. RDG-tauglich, UV-C-validiert, kompatibel mit Desinfektionsmittelbestand) - Aufbereitungslogbuch führen, inkl. Sichtkontrolle und Chargendokumentation
Fazit: Auch wenn Ultraschallsonden und Nadelführungen unscheinbar wirken – hygienisch zählen sie zu den sensibelsten Produkten im Praxisbetrieb. Wer hier korrekt aufbereitet, schützt nicht nur die Patienten, sondern auch sich selbst vor rechtlichen und reputativen Risiken.