09.09.2025

Spezialfall Ultraschallsonden & Nadelführungen – hygienisch anspruchsvoller als gedacht.

Ultraschallzubehör bei Kröner Medizintechnik

Spezialfall Ultraschallsonden & Nadelführungen – hygienisch anspruchsvoller als gedacht

Ultraschallsonden sind aus der Diagnostik nicht mehr wegzudenken – und auch Nadelführungen kommen bei interventionellen Verfahren zunehmend zum Einsatz. Doch gerade hier zeigen sich im Praxisalltag viele Graubereiche – denn: Nicht jede Sonde ist gleich, nicht jeder Einsatz erlaubt dieselbe Aufbereitung.

Ultraschallsonden: Je nach Anwendung – unterschiedliche Hygieneanforderungen

Sondentyp

Klassifikation

Beispielhafte Anwendung

Aufbereitung

Transabdominal

Unkritisch*

Abdomen-, Gefäßdiagnostik

Wischdesinfektion ausreichend¹ / mit Nadelführung ggf. semikritisch²

Endokavitär

Semikritisch B

Vaginal- oder Rektalschall

Reinigung + chemische Desinfektion

Intraoperative Sonden

Kritisch

z. B. während laparoskopischer Eingriffe

Reinigung + Sterilisation

¹ Warum Wischdesinfektion ausreichend ist: Transabdominale Ultraschallsonden haben ausschließlich Kontakt zur intakten Haut und gelten daher als unkritische Medizinprodukte. Laut RKI- und KRINKO-Empfehlung genügt hier eine oberflächliche Wischdesinfektion mit einem VAH-gelisteten Mittel, sofern keine Kontamination mit potenziell infektiösem Material vorliegt. Wichtig ist, dass die Oberfläche vollständig benetzt wird und die Einwirkzeit gemäß Herstellerangabe eingehalten wird.

² Hinweis bei Nadelführungen: Sobald die transabdominal eingesetzte Sonde mit einer Nadelführung kombiniert wird (z. B. für Punktionen oder Biopsien), ändert sich die Risikobewertung. Der Einsatz wird dann als semikritisch B eingestuft, da ein potenzieller Kontakt mit verletzter Haut, Punktionskanälen oder infektiösem Material besteht. In diesem Fall ist eine Reinigung und validierte Desinfektion der Sonde erforderlich.

Die RKI-Empfehlung stuft endokavitär eingesetzte Sonden (z. B. Vaginal- oder Prostataeinsätze) als semikritisch B ein – d. h., sie müssen mit einem validierten Verfahren aufbereitet werden. Das heißt:

  • Reinigung mit geeignetem Reinigungsmittel,
  • chemische oder thermische Desinfektion,
  • idealerweise automatisiert,
  • plus dokumentierte Freigabe.

Wichtig: Reine Wischdesinfektion reicht hier nicht aus, auch wenn sie in der Praxis immer noch häufig (fälschlich) genutzt wird.

Nadelführungen: Klein, unauffällig – aber nicht unkritisch

Nadelführungssysteme wie z. B. von CIVCO kommen häufig in Kontakt mit:

  • kontaminierter Haut,
  • desinfizierter Schleimhaut (z. B. in der Endosonografie),
  • oder potenziell infiziertem Gewebe (z. B. bei Punktionen, Drainagen, Biopsien).

Je nach Typ sind sie entweder Einmalartikel (→ sachgerechte Entsorgung) oder mehrfach verwendbar – in letzterem Fall gelten die gleichen Anforderungen wie bei semikritischen Medizinprodukten:

  • Herstellerangaben zur Aufbereitungspflicht beachten
  • In der Regel: manuelle oder maschinelle Reinigung, danach chemische Desinfektion
  • Bei invasivem Einsatz ggf. auch Sterilisation erforderlich
  • Chargendokumentation und Sichtprüfung vor Wiedereinsatz

Achtung: Kunststoffgeführte Nadelsysteme dürfen nicht beliebig desinfiziert oder sterilisiert werden. Hier ist die kompatible Methode entscheidend – der Hersteller gibt dazu klare Empfehlungen, z. B. zur Anwendung von Enzymreinigern oder UV-C-basierten Verfahren mit Validierung.

Typische Praxisfehler – und wie man sie vermeidet

„Die Sonde wird ja nur mit Kondom verwendet – reicht doch ein Wisch.“
→ Falsch. Sondenschutzhüllen sind kein steriler Barriereschutz und können mikroperforiert sein. Die Sonde gilt als kontaminiert.

Das Zubehörteil ist doch klein – das wasch ich schnell per Hand.“
→ Falsch. Auch kleine Führungen müssen mit validierten Verfahren aufbereitet werden – sonst droht Haftung bei Infektionsfällen.

Wir haben gar keine Anleitung zur Aufbereitung gefunden.“
→ Problematisch. Ohne dokumentierte Aufbereitungsanweisung des Herstellers darf das Produkt nicht eingesetzt werden – weder rechtlich noch hygienisch.

Empfehlungen aus der Praxis

  • Aufbereitungsanleitungen immer mitführen (digital oder ausgedruckt)
  • Herstellerunterlagen mit dem Hygienemanagement abstimmen
  • Produkte so wählen, dass sie zur vorhandenen Aufbereitungstechnik passen
    (z. B. RDG-tauglich, UV-C-validiert, kompatibel mit Desinfektionsmittelbestand)
  • Aufbereitungslogbuch führen, inkl. Sichtkontrolle und Chargendokumentation

Fazit: Auch wenn Ultraschallsonden und Nadelführungen unscheinbar wirken – hygienisch zählen sie zu den sensibelsten Produkten im Praxisbetrieb. Wer hier korrekt aufbereitet, schützt nicht nur die Patienten, sondern auch sich selbst vor rechtlichen und reputativen Risiken.